
P.O.V.
Penis.oder.Vulva//Point.of.View.
Die Eintrittskarte zu jeder Toilette ist eine scheinbar unsichtbare, da sie jede*r in seiner/ihrer Hose verstecken muss. Wenn du in deiner Hose eine Vulva überdeckst, gehst du nach links auf die Damentoilette, um deine Nase zu pudern. Wenn du in deiner Hose einen Penis überdeckst, gehst du nach rechts auf die Herrentoilette, um am Pissoir deine Blase zu entleeren. Easy oder?
Wenn ich vor einer öffentlichen Toilette stehe, ist es für mich selbstverständlich auf die Toilette zu gehen, die mir vom Symbol her suggeriert, dass es die Damentoilette sei.
Altmodisch sind es vergoldete Toilettenfiguren: Ein Junge, der im Stehen in eine Toilette pinkelt und ein Mädchen, dass zwei Zöpfe hat und mit geradem Rücken auf dem Topf sitzt. Die moderne Variante ist ein Zeichen aus einer männlich gelesenen Figur mit Hosenanzug und Krawatte, während die Frauentoilette eine weiblich gelesene Figur mit ausgeprägteren Hüften, Busen und einem Kleid als Zierde hat. Unisex Toiletten entstehen meist aus Platzmangel und selten aus dem Grund die Menschen nicht vor die Wahl eines klischeebehafteten Symbols an der Toilette zu stellen. Immerhin gibt es sie.
„Warum muss man so viel Stress um eine Toilettenbeschriftung machen?“, fragen sich sicherlich einige.
Das Problem an der Geschlechtsidentität ist, dass sie nicht offensichtlich und leicht zu verstehen ist, da unsere Vorstellung von Geschlecht sehr einfach gestrickt wurde.
Das, was in deiner Hose ist, sagt nicht aus, wer du bist!
Andere Menschen meinen anhand deiner primären und sekundären Geschlechtermerkmalen feststellen zu können, wer du bist.
Es ist eine Frage der Perspektive: Ist es außergewöhnlich sich nicht dem binären System zugehörig zu fühlen oder ist es unwahrscheinlich, dass alle Menschen, das sind, für das sie bei der Geburt gehalten wurden?
Eine festgelegte Norm im Kopf bringt einige Menschen dazu genau eben diese Menschen zu bedauern, dabei sind diejenigen zu bedauern, die die Vielfalt der Individualität durch die Simplifizierung von Identitäten und Interpretationen von dem Wort „Leben“.
?SEXY BINARY?

Unsere Geschlechterrollen, die sich lediglich in die Festlegung der Aufgaben von Frauen und Männern festlegen, werden als die ultimative Wahrheit für alle festgeschrieben. Beim Schlüpfen des Babykopfes aus der Vagina wird im Kopf der Menschen entschieden, welche Sexualität und Geschlechteridentität dieses Kind haben wird.
Ist es nicht sogar logisch, dass das nicht für jeden das Richtige ist? Nur weil die Eltern dem Kind immer Spinat beim Mittagessen auftischen, heißt es nicht, dass das Kind auch Spinat essen möchte oder mag.
Ein großes Missverständnis in der Dekonstruierung des binären Geschlechtersystems ist, dass cis- Frau oder cis-Mann sein weniger wert oder gar verachtet ist im Vergleich zum nicht-binär oder trans sein.
Dieses Umdrehen der „Opfer-Rolle“ kennen wir z.B. bei der White fragility. Denn Cis sein ist genau wie die Heterosexualität der „normale Zustand“ eines Menschen, der durch das Existieren einer größeren Vielfalt vermeintlich gefährdet ist. „Wie soll ich mein Bild von Geschlecht und Geschlechtsidentität aufrecht erhalten, wenn es plötzlich neben cis, trans und nicht-binär gibt?“, fragen sich sicherlich einige. Die Antwort ist so simpel wie schwer zu verstehen: Ja – das binäre System ergibt keinen Sinn. Es ist keine Diskriminierung gegenüber Cis-Personen, wenn trans, nicht binär und andere Spektren existieren. Es ist die Realität.
Kritik am binären System bedeutet nicht, dass es keine cisgender Identitäten mehr gibt.
Geschlecht/ SEX
- Weiblich: Vulva
- Männlich: Penis
- Intersex: beides
Zuweisung des Geschlechts eines Kindes bei der Geburt aufgrund physischer Merkmale. Soziale Konstrukte innerhalb der Gesellschaft weisen Verhaltensmuster den zugeordneten Geschlechtern zu =Geschlechterrollen.
Geschlechteridentität/ GENDER
- cis Mann/Frau
- trans Mann/Frau
- Nicht-binäre Person
Gender wird nicht anhand der physischen Merkmale ausgemacht, sondern beschreibt das Geschlecht/Gender, mit dem sich die Person identifiziert.[Es stiftet im Deutschen oft Verwirrung, da es nicht eindeutig mit Sex und Gender getrennt ist.]
Cisgender/ cis=„diesseits„
Stimmen das Geschlecht/Sex und die Geschlechtsidentität/ Gender überein, dann spricht man von einer Cisperson.
Trans/ UMBRELLA TERM
Geschlecht/Sex und Geschlechtsidentität/Gender stimmen nicht überein.
Trans ist ein Adjektiv und beschreibt nicht nur, z.B. wenn die Person eine Vulva hat und sich jedoch als Mann identifiziert. Trans(-gender) Personen können sich auch als nicht-binär oder genderfluid identifizieren.
Nicht-binär/ Non-binary
Geschlecht/Sex und Geschlechtsidentiät/Gender sind weder männlich noch weiblich. Nicht-binär Sein ist ein Spektrum.

[Es wird erwartet,] dass trans Personen die von ihnen erwartete Auffassung von Geschlecht vertreten und die Theorie des „biologischen Geschlechts“ nicht kritisieren.
Felicia Ewert, „Trans.Frau.Sein“, erste Auflage, Kapitel 9 S.50f. Aus Quelle*1
- *1)https://queer-lexikon.net/uebersichtsseiten/trans/
- *2) Instagram riccardo_simonetti_initiative „Was ist der Unterschied zwischen Geschlecht und Geschlechtsidentität?“(27.09.2021)
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