
Erdkunde Unterricht
Ich denke an meinen Erdkunde Unterricht, wo es um die Städteentwicklung ging. Es ging noch um mehr: Um Industriegebieten, die Wirtschaftszweige vereinen und die Wirtschaft antreiben, um die Wohngebieten, die errichtet werden müssen und um Kulturplätzen (ist das eine eigene Kategorie? Ich erinnere mich nicht mehr), die auch zu Erholungsgebieten gehören. Zu Erholungsgebieten gehören Wiesen, Parks, Wälder, aber auch Seen und Schwimmbäder. Damit eine Stadt funktioniert, braucht es Erholungsgebiete, denn junge Familien wollen ihren Kindern auch neben einer funktionierenden Wirtschaft eine schöne Umgebung bieten.
Erholungsgebiete in dem Kontext hört sich so pragmatisch an. Erholungsgebiete generieren als „Dienstleistung“ Zufriedenheit der Menschen, oder?
Ich stelle mir vor wie ich auf die Wiese gehe und erholt bin. Die Vorstellung endet ruckartig, weil es einfach nicht passt. Ich hätte das gerne so, aber es bleibt eher ein Traum als dass es eine als realistisch eingestufte Vorstellung von mir wird.
In meinem Kopf sehe ich ein Erholungsgebiet, die saftig grüne Wiese, aber sie ist leer. Nicht leer im Sinne von, dass es kein Gras, keine Gänseblümchen, keine Schattengewächse oder keine Bäume gibt, sondern leer im Sinne der Erholung. Ich kann zwar durchatmen, rieche keine Abgase, höre keine Motorengeräusche oder keine lauten Schritte auf dem Asphaltboden der Straßen, aber ich fühle keine Erholung.
Ich frage mich: „Wozu gibt es Erholungsgebiete, wenn das Stadtleben nicht darauf ausgelegt ist, Zeit für Erholung zu haben?“
Ich habe ein Gebiet, einen Ort der Erholung, aber ich bin nicht belebter durch diesen einen Moment des Atmens. Das ist mein alltägliches Bedürfnis, das nicht durch das einmalige Erfüllen plötzlich verschwindet.
Ist durchatmen nur ein ausgewählter Zeitraum, wo alle gleichzeitig pausieren und sich durch die Anwesenheit zu vieler Menschen wiederum stressen?
Gerne würde ich jetzt im Erdkunde Unterricht sitzen. Auf meinem Tisch würde mein 10kg Atlas liegen, den ich mühselig zur Schule geschleppt hätte und den wir doch nicht bräuchten – wie jedes Mal.
Daneben würde mein anderes Erdkunde Buch liegen, das uns das Konzept der Städteentwicklung und -planung visuell näher bringen möchte.
Lieber würde ich mich mit dem trockenen Unterricht befassen, als damit, was es eigentlich bedeutet ein Erholungsgebiet zu brauchen.
Währenddessen bezweifle ich, dass das Konzept der Städteentwicklung alle psychischen/psychologischen Bedürfnisse der Menschen miteinbezieht.
Ich bin jedenfalls froh, dass es in meiner Stadt einen Wald gibt. Und wer erklärt mir nun jetzt wie man sich waldgerecht erholt?
Ich würde mich melden, um eine Frage an den Lehrer zu stellen: „Haben Sie eigentlich einen Hund? Und wenn ja, wie heißt der denn?“
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