
Die weiße Wand
Leg dich neben mich
Dein Atem ganz nah
An meiner kühlen Haut
Die weiße Wand schaut
Auf unsere Körper nieder
Als wären wir eins
Das unendliche Weiß
Trifft auf deine Linse
Das Licht zerbricht sanft
In tausend Teile
Doch was in dir bleibt
Ist das unendliche Weiß
Du liegst neben mir
Wir berühren uns nicht
Liegen gedankenlos da
In unserer Gegenwart
Als wären wir ewig
Du, in meinem Bücherregal
„So kann es auch mit vergangenen Freundschaften sein. Du wirst die Erinnerungen mit dieser Person zusammensuchen und sie bündeln- wie in einem Fotoalbum oder einem Buch. Du hältst die Erinnerungen in einem Foto oder in Worten fest, klebst sie ins Album oder schreibst mit Tinte auf das Papier. Der Geruch der Person benetzt vielleicht eine Seite des Buches. Du lässt diese Bilder in dir sein, weil sie Teil von dir sind, aber gleichzeitig lässt du los, von dem, was mal ein Alltag von dir war. Langsam stellst du das Buch in dein Bücherregal. Das ist nun der Platz dieser Freundschaft und wenn du dich danach sehnst, kommst du zum Regal zurück. Streifst mit den Augen die Bücher, die gerade erst noch geschrieben werden oder wovon es sogar schon den 2. oder 5. Band gibt. Dann findest du das Buch dieser Freundschaft,setzt dich hin und fängst an zu lesen.
Manchmal schmerzt es, wenn du an die Freundschaft denkst, manchmal lachst du und manchmal blätterst du friedlich durch die Seiten und tauchst in die Vergangenheit ein.
Dann legst du das Buch zurück, wohl wissend wie das Ende ist und lebst weiter“, schmückten meine Gedanken aus, was meine Freundin mir zuvor erzählt hatte.
Sie brachte die „Bücherregal“-Metapher in meinen Kopf und seit dem versuche ich mich daran mein Regal zu füllen.
Es ist wie beim Tagebuch schreiben:
Ist der Gedanke einmal zu Papier gebracht worden, wiegt er nicht mehr so schwer im Kopf.
Denn ich denke an dich, mal mehr, mal weniger und frage mich:

Du wirst in meinem Bücherregal stehen – ich auch in deinem?
Wäre ich ein Roman oder ein Krimi für dich?
Siehst du mich als schuldige Person, warum wir nur noch Bücher füreinander sind und keine Freunde mehr?
Wirst du dich gerne an mich erinnern oder keine Miene verziehen?
Was bedeutet Freundschaft für dich und hat jedes Freundschafts-Buch ein offenes Ende?
Und was bringen mir diese Fragen, außer dass sie mir zeigen, dass ich nicht wirklich mit der Vergangenheit abschließen kann.
Oder ist es der Prozess vom Loslassen, der einen, bevor die stürmischen Gedanken sich beruhigen und zu seichten Gewässern werden, ein letztes Mal das Vergangene durchleben lässt?
Ich werde keine Antwort darauf bekommen und das ist okay, denn ich bin entschlossen dieses Bücherregal zu bauen.
Es wird einen Ehrenplatz in mir bekommen, doch bis ich bereit dafür bin, werde ich die leeren Reihen mit fremden Büchern füllen.
Aktuell steht dort „Vom Ende der Einsamkeit“ von Benedict Wells (Empfehlung).
Der Titel spricht vielleicht sogar aus, was mein leeres Bücherregal verkörpert. Die Einsamkeit nimmt ein Ende, wenn ich zulasse, was schon längst geschehen ist.
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